Sainte-Croix

Historischer Rückblick

Ste-Croix ist erstmals im Jahre 1177 (Kopie) belegt in der lateinischen Form locum qui dicitur Santa Crux (M.R. I, 1 p. 187). Die Reste einer römischen Villa deuten darauf hin, dass es schon zu Römerzeit hier eine Einrichtung entlang der Straße von Yverdon nach Pontarlier gab. Im Jahre 1415 wird der Ort erwähnt als les bois de la Sainte Croix (ib. XIII, p. 88, n.78, vgl. Mottaz S. 587).

Am Ende des 14. Jahrhunderts, als die Paillards in Ste-Croix zusammen mit den ältesten am Ort genannten Familien erwähnt werden, gehört das Waadtland zum Herzogtum Savoyen und ist katholisch. 

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als Jaques Besse erstmals erwähnt wird, wurde Ste-Croix von einem Rat regiert. Dieser ergänzte sich im Allgemeinen selbst, so dass in Wirklichkeit die Amtsbefugnisse der Ratsherren lebenslänglich waren. Sie wurden den bestgeachteten Männern der Stadt anvertraut, vorerst dem Adel, welcher am Ort wohnte, sodann den wohlhabenden Bürgern. Es bildete sich eine Oligarchie aus. Die Ausführung der Entscheidungen des Rats und die Verwaltung der Staatsgelder waren einem Amtmann (syndic) oder Vorsteher (gouverneur) überantwortet. Jaques Besse übte die Funktion des Gouverneurs von Ste-Croix vermutlich bis zum Jahre 1506 aus, denn von 1506 bis 1521 ist Antoine Martin Gouverneur (vgl. Jayet S. 5 und 6 sowie Feuille d'Avis). Oft waren Gouverneur und Syndic zwei Männer, von deren einer dem Rat angehörte. Sie waren Angestellte als Magistrate und hatten ungefähr die Bedeutung heutiger Gemeindekassierer. Ihre Amtsführung wurde sehr genau überwacht und ihre Abrechnungen streng geprüft. Für die Verteidigung der Stadt und für öffentliche Arbeiten wurde nämlich von den Räten ziemlich viel aufgewendet.  Wichtige Entscheidungen wurden durch die Gesamtheit, d. h. durch die Versammlung der Familienhäupter der bürgerlichen Familien gefällt (vgl. Gilliard S. 8)

Im Jahre 1536 erfolgt der Feldzug Berns gegen die Westschweiz. Die 1530 verpfändete Waadt wurde  unterworfen, wobei die Leute von Ste-Croix am 23. Februar ihre Ergebenheit huldigen (vgl. Gillard S. 100). Die 252-jährige Berner Herrschaft über die Waadt beginnt. Nach der Kapitulation setzte die Berner Regierung eine Kommission zur Verwaltung des eroberten Landes ein. Ihre Hauptaufgabe war, für die militärische Sicherheit zu sorgen. Da das Schloss von Ste-Croix einen häufig benutzten Weg beherrschte, wurde der Hauptmann von Yverdon aufgefordert, es in gutem Zustand zu halten (Später ließ die Bernische Regierung das Schloss von Ste-Croix durch den Vogt von Grandson zerstören.- vgl. Moser). Die Gebiete und Herrschaften von Ste-Croix, Les Clées und Belmont usw. wurden zu einer Landvogtei zusammengefasst. Die Kommissare schafften den Gemeinderat (Conseil général) ab  (vgl. Gilliard S. 136f). Die Berner Kirchenordnung, nach der jeglicher Kirchenzwang zu vermeiden war, wurde in Welsch-Bern eingeführt. Während die Berner im übrigen Waadtland die Reformation ohne Zwangsmaßnahmen einführte, verfolgten sie der Landvogtei Yverdon gegenüber eine härtere Gangart, so dass sich die Reformation auf den Dörfern u.a. auch in Ste-Croix schnell verbreitete und die Altäre in Ste-Croix verschwanden. Gelegentlich kam es auch zu Fanatismus von Neubekehrten mit dem Zerstören der Bilder und Zerschlagen der Altäre (vgl. Gilliard S. 160f). Die leichte Eroberung der Waadt durch die Berner hat die Waadtländer zu Schweizern und Protestanten gemacht. Mit dem Berner Sieg ist die West-Schweiz dem savoyischen und französischen Zugriff entzogen (vgl. Moser S. 34).

Ste-Croix ist schon zu savoyischer Zeit ein Zollplatz, an dem Waren (z. B. Salz), die aus dem westlich gelegenen Savoyen und Burgund eingeführt wurden, verzollt werden mussten. Erhebliche Zolleinkünfte waren zu verzeichnen (vgl. Moser, S. 58). Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wird vornehmlich durch den Einsatz des Schultheißen Steiger der Waadt Frieden verschafft durch eine Defensivallianz mit Savoyen im Jahre 1570 (vgl. Moser S. 112f).

Im 17. Jahrhundert, als in Deutschland der 30-jährige Krieg wütet, erlebt die Schweiz eine Zeit des Aufschwungs. Mit der damit verbundenen landwirtschaftlichen Überproduktion macht man Gewinne, indem man insbesondere die Überbestände an Weizen nach Deutschland absetzt. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts ist jedoch dieser Bedarf nicht mehr vorhanden, so dass die Schweiz unter zunehmender Überbevölkerung leidet. Dies bildet den Nährboden für die zahlreichen Auswanderungen in diesem Jahrhundert u. a. in die vom 30-jährigen Krieg entvölkerte Pfalz (Westrich).

Im Monat Februar des Jahres 1702 wird die Kirche von Ste-Croix durch eine Feuer zerstört, bei dem auch die älteren Kirchenbücher zerstört werden, ebenso bei einem Brand 1744. Zudem beginnen die Aufzeichnungen des Civilstaates für die Taufen erst im Jahre 1702, für die Hochzeiten 1746 und für Todesfälle 1728 (vgl. Jayet S. 4). Zum Glück hatte aber der Notar David Bornand rechtzeitig diese Kirchenregister consultiert und eine Genealogie der bourgeoisen Familien von Ste-Croix zwischen 1500 und 1700 erstellt (ACV, Ea 28). Diese Aufzeichnung wurden von dem Genealogen und Archivar F.-R. Campiche in den Jahre 1914/15 ergänzt (ACV, P. Campiche 131)

Am Ende des 18. Jahrhunderts zählt Ste-Croix ca. 2.833 Einwohner und ist damit die drittgrößte Gemeinde im Waadtland nach Lausanne (9.921) und Vevey (3.261). Als Berggemeinde lebt sie bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hauptsächlich von Viehzucht und Ackerbau, danach beginnt die Industrie der Spitzenklöpplerin und der Uhren. Die Berner Epoche ist für die Gemeinde vorteilhaft, da sie zusammen mit Vuiteboeuf, Peney und Bullet Burggrafschaft ist. Dadurch hat die Gemeinde weniger Steuern zu zahlen. Die neuen Ideen, die durch die französische Revolution proklamiert werden, finden in Ste-Croix kaum ein Echo (vgl. Lafontant, Anhang VI).

Den hohen Anteil an Jugendlichen bestätigt im Jahre 1798 der Priester Fréderic Besse: "Die Jugend dieser Stadt war sehr zahlreich, weil sie sich - so glaube ich - aus mehr als 400 Kindern zusammensetzt." Wegen seiner Lage behält Ste-Croix allerdings seine ländliche Struktur mit in vielen Weilern zerstreut wohnender Bevölkerung. Fréderic Besse berichtet 1798 von insgesamt 17 Schulen am Ort: "Ich habe die Ehre ihnen mitzuteilen, dass diese Gemeinde außergewöhnlich ist, denn es gibt nicht nur eine Schule, sondern 17, 13 für die kleinen Kinder und 4 für die großen Konfirmanten." (vgl. Lafontant, S. 24). Bis 1834 wächst die Bevölkerung noch weiter auf 2.833 an.

Die ständige Bevölkerungszunahme verbunden mit einer hohen Schulbildung der Jugend bildet somit die Voraussetzungen für die Auswanderungen in andere europäische Länder. Diese Bedingungen sind auch für die Zeit um 1680 anzunehmen, als Isaac Besse nach Hornbach (zwischen 1682 und 1684) auswandert.

Der Familienname Besse kommt in der Schweiz in den Kantonen Wallis und Waadt gehäuft vor, aber auch in Basel und Genf. Im Kanton Waadt finden wir den Namen in l'Abergement, les Clées und Ste-Croix, im Kanton Wallis in Bagnes, Chamoson, Chermignon, Lens, Leytron, Martigny-Combe (Winzer), Martigny-Ville, Nendaz und Salins (vgl. FB Schweiz S. 148)

 

 

Wenn Sie einen Eindruck von der heutigen Gemeinde Sainte-Croix gewinnen wollen und sich touristische Informationen zur Region oder einen Stadtplan von Ste-Croix anfordern wollen, wählen Sie hier oder rechts die Homepage von Sainte-Croix. Der Ort wird als "Balkon des Jura" bezeichnet und bietet vielfältige Möglichkeiten zum Wandern und Skifahren. Von Riegelsberg ist Ste-Croix 474 Kilometer entfernt (Fahrzeit: 5:28 h über Straßburg und Autobahn über Bern).

Homepage von Ste-Croix, Kanton Waadt, Schweiz

In Ste-Croix sollten Sie auf jeden Fall das Automaten- und Musiktruhenmuseum besuchen, in dem Sie auch waadtländischen Wein (Pinot noir - Blauburgunder) kaufen können.

Mehr Informationen in der Familienchronik!

©  Besse (03.10.2002 )