Spitalschaffner Heinrich Philipp Besse

Heinrich Philipp (*23.3.1744 in Hornbach, rf, †15.11.1781), Sohn von Otto Friedrich, wird am 1.4.1744 getauft. Pate ist Onkel Barthelemy Besse (*1702), Hauptmann in Holland, der Sohn von Isaac Besse. Im Zweibrücker Matrikel des Herzog-Wolfgang-Gymnasiums ist zum Jahre 1755 folgender Eintrag aufgeführt: in classem IV: Jo. Henr. Bessé, Hornbacensis praetoris filius, natus 1744. = in 4. Klasse aufgenommen: Jo. Henr. Bessé, Sohn des Hornbacher Schultheißen, geboren 1744. (vgl. Vogelgesang S. 95, Martikelseite 527). Hierbei handelt es sich vermutlich um eine Verschreibung, denn dies dürfte Heinrich Philipp gewesen sein.

Er heiratet im Jahre 1764 Dorothea Juliana Dippel (*17.1.1749, rk, †23.2.1828 in Passau), jüngste Tochter des Kabinettsregistrators und späteren Spitalschaffner Joh. Heinrich Dippel. Es kommen insgesamt 14 in Zweibrücken geborene Kinder auf die Welt:

1. 

Maria Henriette Dorothea (*18.10.1764 in Zweibrücken, 23.12.1821 in Zweibrücken), 

2.

Dorothea Louise (*6.9.1766 in Zweibrücken, ledig 1825, †3.11.1825 in Zweibrücken), 

3.

Maria Dorothea Friederica (*12.9.1767, 13.4.1838 in Zweibrücken) verh. am 5.3.1791 in Zweibrücken mit Krumm, Friedrich Christian, 

4.

Caroline Wilhelmine (*15.1.1769 in Zweibrücken), 

5.

Friedrich Carl (*13.3.1770 in Zweibrücken, 30.1.1804 in Tholey) verh. am 9.4.1799 in Tholey mit Rausch Catharina, 

6.

Ludwig Carl Theodor (*14.10.1771 in Zweibrücken), 

7.

Philipp Ludwig (*30.1.1773, 24.10.1774 in Zweibrücken), 

8.

Heinrich Philipp (*28.9.1774 in Zweibrücken, †vermutlich vor 1828), 

9.

Carl Ludwig (*28.10.1775, 29.2.1776 in Zweibrücken),

10.

Friedrich August (*24.1.1777, 23.1.1781 in Zweibrücken), 

11.

  Ludwig Wilhelm (*23.5.1778 in Zweibrücken, 4.6.1830 in Passau), 

 12.

Maria Dorothea Philippine (*20.5.1779, 3.4.1780 in Zweibrücken), 

13.

Anna Dorothea (*28.9.1780, 25.11.1782 in Zweibrücken), 

14.

Maria Philippine (*7.6.1782, 29.8.1824 in Zweibrücken) (Angaben aus: Ernst Familienblätter).

Maria Dorothea Friederica (*12.9.1767, 13.4.1838 in Zweibrücken) heiratet am 5.3.1791 (K) den Baumeister Friedrich Christian Krumm. Kinder aus dieser Ehe sind laut Notariatsakten nicht bekannt. 

Sohn Friedrich Carl (*1770) ist Förster in Tholey und der Vorfahre der im Saarland gegenwärtig wohnenden Familien mit dem Familienname Besse. Weitere Informationen hier!

Sohn Heinrich Philipp (*1774) besucht, wie sein Bruder Friedrich Carl, das Zweibrücker Herzog-Wolfgang-Gymnasiums, in dem seine Aufnahme für das Jahr 1784 mit folgendem lateinischen Eintrag belegt ist: Sub Lustrationem Auctumnalem 1784 advenere: Henr. Phil. Bessé, natus Bip. d. 29. Sept. 1774, patre quondam Cognome, Oeconomo Nosocomii hac in Urbe. Ex Schola Civica Reformatorum in IV Cl. advenit. (vgl. Vogelgesang S. 149, Matrikelseite 441). In den Notariatsakten Schuler ist er durchgestrichen, so dass er vermutlich vor 1828 verstorben ist.

Sohn Ludwig Wilhelm (*1778) wird im Jahre 1788 in das Zweibrücker Herzog-Wolfgang-Gymnasium aufgenommen: Wilhelmus Ludovicus Besse, natus d. XXIII Mai. an. 1778, patre quondam Henr. Phil. Besse, oeconomo Nosocomii Bipontini cum priori suo consobrino pariter advenit ex ludo Reform. civico in cl. IV  (vgl. Vogelgesang S. 159, Matrikelseite 548 Ref ddt). Ludwig heiratet Friederika Dippel (28.6.1843), Tochter von Karl Friedrich Dippel (Forstrat ab 1784). Ludwig Wilhelm wird als Kreiskassierer zu Passau vermutlich in den Bayerischen Dienst eingestellt und stirbt in Passau am 4.6.1830. Er hat folgende Kinder: 

1.

Caroline ist ledig (18.8.1850 in Passau),

2.

Carl Wilhelm, Marktschreiber in Miesbach und

3.

Carl Eduard (*30.11.1809 in Ulm, ledig, 15.2.1843 in Passau) ist 1834/1835 Kandidat des II. theologischen Kurses im Alumnat Passau, sodann Acolyth und Alumnus im Klerikelseminar Passau. Am 10.8.1836 erhält er die Priesterweihe zu Passau. 1836/1837 ist er Provisor und Kooperator zu Engertsham, am 25.9.1838 Domvikar zu Passau; Eduard wird als Festtagsprediger im Dom in Passau bis 1840 erwähnt. Bis 1842 soll er Katechet und im Jahr 1840 Präses der Marianischen Kongregation Passau-Niedernburg gewesen sein (Schematismus Passau 1835 bis 1844). Nach Bär soll er eine Kooperatur in Ruhstorf angetreten haben (vgl. Bär S. 545, Fußn. 52).  

4. 

Wilhelm Ludwig (* 15.3.1806 in Ulm, ref. getauft - röm. kath.) ist königlich bayerischer Advokat in Landshut und heiratet am 6.6.1837 Patronella von Ankershofen, mit der er folgende 7 Kinder hat:

1.Ludwig, 

2. Auguste, 

4. Ferdinand, 

5. Friedrich, 

6. Theodor, Ludwig (*13.9.1847 in Landshut, kath., †in Schwandorf), heiratet am 10.12.1872 Elise Barbara Mathilde Donop, mit der er folgende Kinder hat: u.a. Paul (*21.9.1887) Apotheker und  Kinobesitzer in Hamburg (mehr Daten in der Ahnentafel von Ewald Besse, Hamburg) und mehr Infos in der Familienchronik.

7. Emilie (Drumm Beamtenkartei und Notariatsakten Schuler S. 14)

 

Heinrich Philipps Tochter Maria Philippine heiratet Joh. Peter Larbaletrier (23.3.1845 in Wölferdingen Departement Mosel). Das Kind Caroline Margr.  (*27.5.1814, 24.5.1856 oder 24.9.1859 in Wölferdingen) ist verheiratet mit Joh. (Jean) Bapt. Baar und wird von Ihrer Tante Dorothea Louisa Besse (*6.9.1766 in Zweibrücken, 3.11.1825 in Zweibrücken) durch Testament vom 15. März 1823 als Universalerbin eingesetzt. Caroline Larbaletrier vermachte durch Ehevertrag vom 15.4.1834 ihrem Ehemann die kautionsfreie Nutznießung ihres Vermögens (Notariatsakten Schuler Vol. S. 14).

Welcher der Besse-Söhne im Jahre 1789 als "Candidat juris" eine "Probe-Relation" in Angriff genommen hat, kann nicht genau gesagt werden. Das Thema der Arbeit wird wie folgt beschrieben: "Candidat juris: Probe-Relation in Sachen Appellation Kirchenschaffner Lorey Zweibr., desgl. des Prokuratoris Stahlen contra die Amtsschreiber Schimper’sche Kreditorenschaft (R.P. Nr. 1932/25. April, Nr. 1986 vom 1.5.). Erhält den Acceß beim OAZ (R.P. 2936)." In Frage kommen der 19-jährige Carl Friedrich (*1770), Sohn von Philipp Heinrich, oder aber eher der 23-jährige Heinrich Ludwig (*1767), Sohn von Philipp Friedrich. 

Heinrich Philipp Besse stirbt früh im Alter von nur 37 Jahren (15.11.1781) vermutlich nicht in Zweibrücken und erlebt die Geburt der jüngsten Tochter Maria Philippine (*7.6.1782) nicht mehr. Nachfolgend die Umschrift der Geburtsurkunde der ersten Tochter Marie Henriette:

Umschrift (mit deutscher Übersetzung von Thomas Besse)

Deuxponts

L’an mille Sept cens Soixante quatre le dixhuit du mois d’octobre

Zweibrücken

Im Jahre 1764 am 18. des Monats Oktober

A le lendemain

est né à Deuxponts Marie Henriette Dorothée fille légitime de

am nächsten Morgen

ist geboren in Zweibrücken Maria Henriette Dorothea legitime Tochter von

etait baptisée

Henri philippe Bessé et de Dorothée Juliane Dippel ses pere

wurde getauft

Heinrich Philipp Bessé und von Dorothea Juliane Dippel ihr Vater

      333

et mere des Deuxponts, le parin était Henri Dippel Pere

      333

und Mutter aus Zweibrücken, der Pate war Heinrich Dippel Vater

Marie Henriette

de l’accouchée, et la Mareine Anne Marie Miltenberger

          dem

der Niedergekommenen, und die Patin Anne Marie Miltenberger

Bessé

mere de l’accouchée , et Henriette L’Epouse de M. le Major

Friedrich Philipp

Mutter der Niedergekommenen, und Henriette Ehefrau des H. Major

Dippel dem Julin.

Neydecker dans le régiment royal Deuxponts

 

Neydecker in dem königlichen Regiment Zweibrücken

 

etait assistante, tous ont signé avec les pere présant.

 

war anwesend, alle haben unterzeichnet mit dem anwesenden Pater.

 

Heinrich Besse           Joh. Heinrich Dippel

La marque

de   x   la                  Henriette Neydecker assistante

mere qui etait              J.S. Pfeiffer maire de

mareine                        Deuxponts

Beruflicher Werdegang: Während sowohl Vater als auch Großvater Stadtschultheiß von Hornbach sind, verlegen die Söhne nun ihre berufliche Tätigkeit an den herzoglichen Hof nach Zweibrücken. In der Mitte des 17. Jahrhundert ist der Beruf des Schultheißen nicht mehr besonders attraktiv, was auch auf einen Bedeutungsverlust der Schultheißengerichte zurückzuführen ist. Nach der Schultheißenordnung von 1759 waren sie nur noch für Streitigkeiten mit einem Streitwert unter 10 Gulden zuständig (vgl. Rose S. 35f). Beschäftigungsmöglichkeiten, Macht und Einfluss verlagern sich in die Residenzstadt Zweibrücken.

Am 23. März 1770 erfolgt die Annahme von Heinrich Philipp Besse als Spitalschaffner (ZWK Nr. 63), d. h. Krankenhausverwalter beim Oberamt in Zweibrücken. Er beerbt damit seinen Schwiegervater Joh. Dippel. Dieser Beruf wird in den Untertanenlisten des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken aus den Huldigungsprotokollen des Jahres 1776 bestätigt, in denen sich die Angabe Behse, Schaffner, Oberamt Zweibrücken (vgl. Schaaff Nr. 28, S. 10) und die Angabe Beße, Spitalschaffner als Kammerbediente des Oberamtes Zweibrücken (vgl. Schaaff Nr. 27 und 28, S. 12) finden. Heinrich Philipp wird auch als Pate im Hause seiner Schwester, der Hauptmannsfrau Neydecker zu Hornbach als „pfalzzweibr. Schaffner zu Zweibrücken(ZWK 215) genannt.  Im Matrikel des Zweibrücker Gymnasiums wird im Jahr 1770 sein Beruf mit „Nosocomii Curatore", 1784 mit „Oeconomo Nosocomii hac in Urbe“ und 1778 als „oeconomo Nosocomii Bipontini (vgl. Vogelgesang S. 139, 148, 158) angegeben. Auf der Geburtsurkunde seiner Nichte Louise Dorothea (*28.4.1774), bei der seine Frau Dorothea Patin ist, wird sein Beruf mit der französischen Bezeichnung "Receveur" angegeben. Die Notariatsakten Schuler (1828/Nr. 292) betreffend die Erbteilung Besse führen ebenfalls die Berufsbezeichnung Spitalschaffner

Mehr Infos in der Familienchronik, insbesondere die vollständige Verschriftung der Berufung von Heinrich Philipp zum Spitalschaffner und seine Schaffner-Instruktion vom 22. Februar 1781.

Elterliche Erbschaft

Am 28. Februar 1772 fällt das elterliche Erbe an die noch lebenden Söhne Sekretarius Friedrich Besse und Schaffner Heinrich Besse. Nachdem Otto Friedrich bereits am 3.2.1762 verstirbt, ist seine Frau Anna Dorothea geb. Weber wohl im Jahre 1772 verstorben. Da beide in Zweibrücken wohnen, lassen sie in Hornbach die ererbten Güter versteigern. Das Hornbacher Kontraktenbuch erwähnt die Versteigerung der ererbten und auch sonstiger eigener Gütern wie folgt:

Hb.Kontr.-Pro S. 72 bis 76: Im Jahr 1775 lassen Registrator Friedrich Besse und dessen Ehefrau Louise ein eigenes auf dem Hornbacher Stadtbann gelegenes Gartenstück auf unterstem Bremmengarten (Pag. 596 Lagebl.) mit der Größe von ¼ morgen und 21 ar versteigern, das der Peraquator Steinmez erwirbt. Zusammen mit anderen Stücker erhalten sie 33 Gulden. Heinrich Besse wird bei diesem Akt als Beistand erwähnt.

Hb.Kontr.-Pro  S. 124 bis 125: Am 14. Nov. 1775 lässt Secretarius Besse 4½ morgen Ackerland (Pag. 1306 Lagebl.), das er geerbt hat, versteigern. Der Bürger und Müller Ludwig Cron  erhält es für 67 Gulden.

Hb.Kontr.-Pro  S. 125, 127, 128: Die Herren Secretarius Besse und Schaffner Besse lassen am 14. November 1775 auf dem Stadtbann gelegenes, geerbtes Ackerland der Größe 3½ morgen 16 ar (Pag. 1290 Lagebl.) versteigern, das der Stadtmüller Jacob Cron zum Preise von 41 Gulden erwirbt. 

Hb.Kontr.-Pro S. 126: Der Schaffner Heinrich Besse lässt ebenfalls am 14. Nov. d.J. ein Stück eigenes Ackerland verkaufen.

Nachfolgend auszugsweise die Umschrift des Kontrakts, gefertigt von Dr. Maria und Thomas Besse:

126                            1776

Nachdem Herr Schaffner Besse in Zweibr. bei Stadtrath

dahier angefraget, die Ihnen unterm 18 feb. 1772 in 

Erbschaft zugefallenen elterlichen Güter vererb und eigene 

versteigern zu lassen als ausrufung sothan Versteigung 

vom 14ten Nov. anni passati; parra publicatione ....

 .... Rathhaus vorgenommen. Bey solcher alienatio zu 

mobilione hat der heisige Bürger und Müller Ludwig Cron

nach pag: 1306 Lagebl. 4½ morgen ackerland auf hie=

siegem Stadtbann gelegene güther Renigesteiner Dell, unter 

Peter Conrad oben die anstuter und H. Georg Weber, der 

und ein die Summa von vierzig und einem Gulden in 

Steigung erhalten. Diesen Steigungsschilling hat Steiger

.... zur hiesigen Stadtschreiberey auch bezahlet

und ...

So geschehen zu Hornbach den 28ten febr. 1776

(L.S.) Michel Stadtschreiber.

Hb.Kontr.-Pro S. 132, 133, 136 und 164: 

Mehr Infos in der Familienchronik.

© Besse (03.10.2002)