Herkunft des Familiennamens Besse

1. Herkunftsort Sainte-Croix (Schweiz, Kanton Waadt)

Der Name Besse ist ein Schweizer Familienname und stammt aus der Gemeinde Sainte-Croix im Schweizer Kanton Waadt. Die Ahnentafel der männlichen Namensträger mit Ehefrauen ist über 17 Generationen vollständig überliefert, denn der Notar Guillaume Bornand hat im 18. Jahrhundert die Ahnentafel der bourgeoisen Familien am Orte von 1500 bis 1700 überliefert. In den Jahren 1502, 1506 und 1507 wird in Ste-Croix Henri Paillard erwähnt, der Jaques Besse genannt wird (I. Generation). Er soll ein Zwilling gewesen sein, was in der waadtländischen Mundart "Besse" heißt, zu romanisch "bèsa" (vgl. Glossaire Bd. II S. 353). Jaques Besse ist Gouverneur, d. h. Verwalter von Ste-Croix und Mitbegründer des Weilers "Vers-chez-la-Besse", der zu der Pfarrei Granges in Ste-Croix gehört. Gouverneur und Syndic (Amtmann) sind den heutigen Gemeindekassierern oder Finanzverwaltern vergleichbar. Die Ahnenreihe von Henri Paillard, genannt Jaques Besse, kann in etwa bis ins Jahr 1397 rekonstruiert werden.

Guillaume Besse (II. Generation), Jaques' 1514 (oder andere Quelle: 1500) geborener Sohn, wird 1553 als Miteigentümer an demselben Ort und in einem Akt von 1530 als Besitzer einer in "la Sagne" gelegenen Parzelle angeführt. Guillaumes Söhne Martin, Pierre, Louis und Henri Besse (III. Generation) tauchen in der Volkszählung aus den Jahren 1562 und 1570 auf. 1563 und 1564 werden Louis Besse als Stadtratsmitglied (Conseiller) und 1568 Pierre Besse ebenfalls als Gouverneur von Ste-Croix sowie 1569 als Stadtratsmitglied erwähnt (vgl. Campiche S. 5). Die III. bis VI. Generation von Henri (*1545) über Antoine (*1570), Isaac (*1597) bis hin zum Notar Henri (*1624) bleiben in Ste-Croix. Die genealogischen Daten der bourgeoisen Familie Besse in Ste-Croix sind alle im Internet in der Ahnendatenbank der Mormonen (Genealocy Service) verfügbar.

2. Zuwanderung nach Hornbach (Rheinland-Pfalz)

In den Jahren zwischen 1682 bis 1684 wandert der 1652 geborene Isaac Besse (VII. Generation), das dritte von acht Kindern des Notars Henri Besse (*1624), nach Hornbach bei Zweibrücken aus. Der reformierte Isaac verlässt vermutlich sein Land aus wirtschaftlichen Gründen. Sowohl für das siebte Kind eines Bauern als auch für einen Teil der Kinder eines bourgeoisen Notars ist zur damaligen Zeit kein Platz in dem Schweizer Ort, insbesondere wenn sie den vom Vater vermittelten Beruf ausüben wollen. Nach dem 30-jährigen Krieg rufen die Zweibrücker Herzöge Tiroler und Schweizer Einwanderer ins entleerte Land (Westrich). Die Einwanderung von Isaac Besse im Jahre 1682 oder 1684 fällt insbesondere in die Zeit der Reunion (1680 - 1697), als das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken in den zentralistischen französischen Staatsapparat eingegliedert wird. So mussten Gerichtsprozesse nach den in Frankreich üblichen Formalitäten und in französischer Sprache geführt werden. Isaac Besse, der anfangs seine Berichte als Hornbacher Stadtschultheiß in französischer Sprache angefertigt haben soll, könnte auch - beispielsweise von anderen Schweizer Einwanderern - nach Hornbach gerufen worden sein, um als Schultheiß nach französischem Vorbild tätig zu sein.

Seine Söhne Otto Friedrich (*1692) und Johann Henrich Besse (*1718 - VIII. Generation) beerben ihn im Amte des Stadtschultheißen, so dass die Familie Besse das Amt von 1687 bis 1759 in Hornbach begleitet.

3. Wechsel nach Zweibrücken 

In der Mitte des 18. Jahrhunderts siedeln die Söhne Otto Friedrichs in die Residenzstadt Zweibrücken um und gehören zusammen mit der durch mehrere Hochzeiten eng verbundenen Beamtenfamilie Dippel zu den höheren Verwaltungsbeamten am Hofe des Herzogs in Zweibrücken. So wird Heinrich Philipp Besse (IX. Generation) am 23. März 1770 als Spitalschaffner, d. h. Krankenhausverwalter beim Oberamt Zweibrücken, angestellt und folgt somit seinem an diesem Tage verstorbenem Schwiegervater Joh. Heinrich Dippel im Amte. Sein Bruder Philipp Friedrich ist zunächst Oberforstamtsaccesist und Oberforstamtssekretarius, steigt sodann sogar zum Cabinettsregistrator und Sekretär im fürstlichen Cabinett auf. Nach dem Untergang des Zweibrücker Herzogtums infolge der Französischen Revolution (1793)  findet er erst 1798 als Sekretär der Geistlichen Kirchenverwaltung Zweibrücken eine neue Beschäftigung. 

4. Abwanderung nach Tholey und Verbleib im Saarland

In Tholey, das seit 1787 zum Herzogtum Zweibrücken gehört (Oberamt Schaumbourg), ist gegen Ende des 18. Jahrhunderts Friedrich Carl Besse (X. Generation), Sohn des Zweibrückers Heinrich Philipp Besse, als Revierförster tätig. Ob er noch kurz vor der Französischen Revolution dort hin gekommen ist, oder erst zu Napoleonischer Zeit eingestellt wird, ist noch zu prüfen. Am 9. April 1799 heiratet er, im Tholeyer Civilstandsbuch als Charles Bessé bezeichnet, die Schusterstochter Catharina Rausch. Bereits 1804, also im Alter von nur 33 Jahren, stirbt der als forestier garde etabli pour la conservation des bois nationaux Bezeichnete. Seine Söhne Peter (*1801) und Carl Philipp (*1803 - XI. Generation) erlernen vom Großvater Jakob Rausch das Schusterhandwerk, das beide Söhne an ihre Nachfahren weitergeben. In der im Orte Tholey verbleibenden Linie arbeiten Nicolaus Besse und Stephan Besse (Tholey) als Schuhmacher (XII. und XIII. Generation). Johann Besse (XIV. Generation), der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Tholey lebt, erbt die Schumacherutensilien, ohne das Handwerk auszuüben. Er verlegt schließlich nach der Hochzeit mit Veronika Graf seinen Wohnsitz nach Lebach-Steinbach. Die Nachkommen dieser Linie wohnen heute in Dörsdorf, Schmelz, Lebach und wir selbst in Riegelsberg (XVI. bis XVII. Generation).

Der im Jahre 1801 geborene Peter Besse (31.1.1851 in Tholey), erstgeborener Sohn von Karl Friedrich Besse und Katharina Rausch, heiratet am 8.7.1830 in Tholey Katharina Gasser (*26.2.1801 in Metz). Sohn Jakob (*1.3.1843 in Tholey) geht als Schlosser nach Neunkirchen und dessen Sohn Jakob (*4.12.1871 in Saarbrücken-St.Johann) ist Lokomotivführer in Neunkirchen. Das Familiengrab Besse-Einsiedler ist heute noch auf dem Neunkircher Friedhof erhalten (freundl. Hinweis von F. Fillmann). Er ist der Vorfahre der in Neunkirchen-Wiebelskirchen und Wörth am Main wohnenden Familien (freundl. Hinweise von Franz und Hans Besse).

Ein Hauptzweig der Familie orientiert sich ins nördliche Saarland. Peter Besse (*13.8.1828 in Tholey), ältester Sohn von Carl Philipp Besse und Anna Gasser, heiratet am 11.10.1856 in Tholey die aus Buweiler stammende Barbara Kaspar (*4.8.1831 in Buweiler). Peter Besse ist ebenfalls wie sein Bruder Nicolaus, der in Tholey bleibt, Schuhmacher. Die Kinder von Peter Besse sind ab 1857 in Buweiler zu Welt gekommen. Der Beruf des Schuhmachers wird auch hier weiter vermittelt. Zu der Buweiler Linie gehören Familien in Primstal, Bardenbach, Kostenbach, Krettnich, Dagstuhl und Wadern, aber auch Saarwellingen, Saargemünd und Kleinblittersdorf (freundl. Hinweise von Else Backes, Helmut, Heinz und Egon Besse sowie Wolfgang Besse).

Matthias Besse (*9.11.1865 in Buweiler), Sohn von Peter Besse, zieht nach Dudweiler um, wo seine Nachkommen heute noch leben, aber auch in Fischbach und Kleinblittersdorf. In zweiter Ehe verheiratet er sich nach Bous und ist Vorfahre der heute in Bous wohnenden Familie (freundl. Hinweise von Albert Besse und Evelyn Seiwert).

Johann Besse (*31.5.1870 in Buweiler), Sohn von Peter Besse, ist der Vorfahre der heute in Hilbringen, Brotdorf und Bachem wohnenden Nachkommen.

Somit stammen alle uns im Saarland bekannten Familien mit dem Name Besse vom Förster Friedrich Carl Besse und dessen Ehefrau Katharina Rausch ab; sie sind alle miteinander verwandt. Friedrich Carl wiederum ist Nachkomme des 1682/1684 aus Ste-Croix eingewanderten Schweizer Isaac Besse, der ein Nachkomme des 1506 erwähnten Henri Paillard, genannt Jaques Besse, ist.

Es ist davon auszugehen, dass weitere Familien mit dem Namen Besse in Deutschland dieser Ahnenreihe zugeordnet werden können. So ist nachgewiesen, dass nach der Französischen Revolution Dorothea Besse mit ihrem Sohn Wilhelm Ludwig nach Passau gegangen ist. Dies wird durch eine Aussage des Vaters von Albert Besse gestützt, der einen Pater in Passau als Verwandten erwähnt. Inzwischen konnte Nachfahren dieser Familie in Schifferstadt ausfindig gemacht werden.

5. Auswanderungen nach Belgien, Holland, England, Polen, Frankreich, Genf, Amerika und Australien

Belgien: Henrich Bartholomäus Besse (*1702), jüngster Sohn des Schultheißen Isaac Besse, wird als Cadett in Mastrich und im Jahre 1744 als Hauptmann (capitaine) und Pate in Holland erwähntFerdinand Besse (*1656 in Ste-Croix), Bruder von Isaac Besse, ist ebenfalls Hauptmann in Holland, wird 1738 noch als lebend erwähnt und stirbt 1746. 

England: Der Schultheiß Otto Friedrich Besse bestätigt 1759, dass er seinen Kindern aus England hat Geld übermachen lassen. Vermutlich unternahm er eine Reise zu seinem Onkel Jean François Besse (*1669 in Ste-Croix als jüngster Bruder von Isaacs Besse), der Hauptmann der Dragoner in England (Capitaine de dragons en Angleterre) ist und nachweislich 1738 noch lebt als Dragonermajor (Major de dragons). 

Polen: Marc Jean Victor Besse (*21.12.1769 in Ste-Croix), Sohn von Jean Georges (*12.3.1725 in Hornbach) und Neffe Otto Friedrichs ist 1797 Hauptmann der Fremdenlegion bei der 4. Kompanie der Reiterstaffel (Chevalier de la légion d'honneur, Capitaine de la 4e  Cte de Voltigeurs). Er stirbt am 27. Juni 1812 in Polen. 

Genf: Issac Besse's Sohn Friedrich Ludwig (*Juli 1694 in Hornbach) ist in die Schweiz zurückgekehrt, wurde 1723 als Einwohner von Genf angenommen und gründet dort eine Familie mit 7 Kindern. 

Frankreich: Im 19. Jahrhundert wandern aus Ste-Croix weitere Nachfahren der Familie Besse nach Frankreich aus (Essonne, Ile-de-France), wo sie ebenfalls Bürgermeister (maire) in ihrer Kommune werden (Quelle: Daniel Besse).

Amerika: Im Jahre 1848 wandert Henry Ludwig Besse nach Amerika aus. Zunächst kommt er nach New York, von dort geht er nach Milwaukee Wisconsin und lässt sich dann in Butternut (Wisconsin) als Postamtsvorsteher nieder. In Amerika gibt es noch viele Besse-Familien. Zu dieser Linie gehört auch John Besse, der Inhaber einer großen Forstprodukt-Gruppe (freundlicher Hinweis von Linda Senne, deren Großmutter eine geborene Besse war: "Henry Ludwig Besse, who came to America in 1848.  He would have been Otto Frederick's great-grandson.  He came to N.Y. then went to Milwaukee WI, then moved to Butternut WI and became postmaster."). Henry Ludwig Besse ist vermutlich der Sohn des Förstermeisters Heinrich Ludwig Besse (*28.10.1767 in Zweibrücken, 13.10.1846 in Annweiler), verheiratet mit Cath. Scharl. Deutzer. 

Australien: Aus der nach der französischen Revolution nach Passau ausgewanderten Linie des Kreiskassierer Ludwig Wilhelm Besse (*1778  in Zweibrücken) ist im vergangenen Jahrhundert ebenfalls eine Familie nach Amerika (Karl Besse, Florida) und eine Familie nach Australien ausgewandert (freundlicher Hinweis von Frau Gertrud Bessé, Schifferstadt und Ewald Besse, Hamburg).

Diese Wanderungsbewegungen können noch näher untersucht werden.

Mehr Infos in der Familienchronik.

© Besse (03.10.2002 )